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Social Media

Algorithmen üben die Kontrolle aus

Von Prof. Dr. Alfred-Joachim Hermanni

Lesen Sie noch Zeitung und sehen nach wie vor TV-Nachrichten? Oder informieren Sie sich bereits vorrangig über die sozialen Medien? Dort werden die Nachrichten in Informationshäppchen auf den Seiten der Facebook- und Twitter-Nutzer platziert. Aber wer selektiert die ausgewählten Geschehnisse als hochwertige Nachricht und wer steuert den Informationsfluss zu den Nutzern und schützt die Verbraucher vor Falschmeldungen?

Auf Plattformen, auf denen jeder posten kann, werden auch zahlreiche Fake News verbreitet. Die sozialen Medien bieten zunehmend öffentlichen Darstellungsraum auch für Populisten und Propagandisten, weshalb Themen wie Qualitätsjournalismus, Fake News und Social Bots (automatisierte Computerprogramme) an Bedeutung gewinnen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass insbesondere Fake News zu einem lukrativen Geschäftsmodell für kriminelle Organisationen geworden ist und Social Bots immer schwieriger identifiziert werden können.

Nach Lage der Dinge ist es ja nun nicht so, dass Facebook, Twitter und Co. eine Redaktion haben, die wichtige Nachrichten von unwichtigen oder falschen unterscheidet. Was in Zeitungverlagen eine zentrale Aufgabe ist, wird in den sozialen Medien von Programmen übernommen, sogenannten Algorithmen. Aber was tun eigentlich diese Algorithmen und wie wirken sie sich auf die Nachrichten in den sozialen Medien aus? Um es gleich vorweg zu nehmen: Man weiß es nicht. Das bleibt ein Geheimnis der Plattform-Betreiber mit enormer Marktmacht. Denn der Algorithmus von Facebook sowie von anderen Social-Media-Plattformen ist nicht öffentlich zugänglich. Ebenso ist es nicht an der Tagesordnung, dass einfach der neuste Beitrag zuoberst in der Timeline erscheint. Sowohl Facebook wie Instagram haben den chronologischen Feed aufgehoben. Was heute zählt, ist ausschließlich Relevanz. So werden auch nicht alle News der abonnierten Personen und Seiten ausgespielt. Facebook filtert nach eigenen Kriterien die Nachrichten, die im Allgemeinen keiner journalistischen Überprüfung oder seriösen Berichterstattung standhalten.

Gemäß Allfacebook.com zählen vor allem drei Faktoren: Affinität, Gewichtung und Zeit. Die Affinität beschreibt die Beziehung zwischen Nutzer und Absender, also beispielsweise wie lange man sich kennt und wie oft es Interaktionen gibt. Die „Gewichtung“ hängt von den Interaktionen ab, die ein Beitrag kriegt, also beispielsweise die Likes. „Zeit“ schließlich bezieht sich auf das Timing. Wenn ein Nutzer sich neu einloggt, werden jene Beiträge eher ausgespielt, die eben erst gepostet wurden. Bei Instagram sind die Faktoren ähnlich wie bei Facebook. Auch hier zählen die Interaktionen. Weiter wird mit einbezogen, wie lange sich ein Nutzer den Beitrag anschaut und mit welchen Inhalten er am meisten interagiert. Diese Themen werden dann bevorzugt ausgespielt, wie onlinemarketing.de zusammenfasst. Nach ähnlichen Kriterien funktioniert auch Twitter.

Algorithmen nehmen also eine gewisse Gatekeeper-Funktion bei einem Entscheidungsfindungsprozess über die Auswahl von Nachrichten in den sozialen Medien ein (#GatekeeperSocialMedia). Da ein Beitrag nur einen Bruchteil der Abonnenten organisch erreichen kann, haben Redaktionen oftmals nur die Möglichkeit, durch bezahlten Content die Reichweite zu vergrößern. Postings verschwinden hier also schlicht im Nirwana bei dem Großteil der Konsumenten. Facebook reguliert hier also bewusst, um Unternehmen dazu zu zwingen, durch finanziellen Leistungen die Reichweite der Beiträge zu vergrößern.

Insofern kann man sich fragen, warum beispielsweise Journalismus oder Wirtschaft keine starke Informationsplattform als Pendant zu den mächtigen Monopolisten im Internet anbieten. Und zwar ohne Reglementierungen durch Algorithmen und dem Zwang zur finanziellen Bewerbung von Beiträgen. Also, wie lautet die Antwort? Algorithmen als Gatekeeper des 21. Jahrhunderts und die klassische Redaktion als Auslaufmodell? Weitere Informationen zum Thema sind im Netz abrufbar #GatekeeperSocialMedia

Social Networking während der Arbeitszeit – Die (un)heimliche Ausgabenquelle             (Hermanni in: Fachzeitungen.de, Huffington Post u.a 05. Januar 2018)

Eigentlich sollten die sozialen Medien dazu dienen, den Unternehmen höhere Umsätze zu generieren, bspw.  durch die Erschließung neuer Vertriebs- und Marketingkanäle.  Doch durch die inoffizielle Nutzung der sozialen Medien durch Arbeitnehmer während der Arbeitszeit wird weniger geleistet und erwirtschaftet.

Ein sogenannter Arbeitszeitbetrug wie das Checken von privaten Nachrichten und das Surfen auf Facebook, Instagram und Co während der Arbeitszeit ist ein Kündigungsgrund. “Die Arbeitszeit ist zum Arbeiten da. Dafür wird man bezahlt”, warnt u.a. Michael Henn, Vizepräsident des Verbandes Deutscher Anwälte (VDA), in der Süddeutschen Zeitung vom 09. Mai 2016. Fakt ist: Der Arbeitgeber darf beispielsweise den Browser-Verlauf eines dienstlichen Rechners kontrollieren.

Die private Nutzung der sozialen Medien innerhalb der Arbeitszeit kann großen Schaden anrichten und zahlreiche Arbeitsplätze gefährden. Mit Zahlen der Bundesagentur für Arbeit und des Statistischen Bundesamtes lässt sich folgende volkswirtschaftliche Rechnung aufmachen: 32,40 Millionen Beschäftigte x 4,24 Euro (Viertel-Stundenlohn) = 137,38 Mio. Euro pro Arbeitstag. Auf ein Kalenderjahr berechnet (Grundlage: 200 Arbeitstage) beläuft sich die Bilanz auf 27,48 Milliarden Euro Kapazitätsverluste.

Besonders betroffen von diesem Effekt sind Unternehmen, die um jeden Arbeitsplatz und Aufträge kämpfen. Bei einem mittelgroßen Unternehmen mit 250 Mitarbeitern betragen die jährlichen Verluste demnach 212.000 Euro, die bei einer privaten Nutzung sozialer Medien durch Arbeitnehmer während der Arbeitszeit entstehen.

Dagegen kann beruflich veranlagtes Networking in den sozialen Netzwerken nutzbringend für Unternehmen sein, wenn sie Mitarbeiter ermutigen, hier ihre geschäftlichen Kontakte bspw. via XING und LinkedIn zu pflegen. Allerdings sollten dann die gewonnenen Erkenntnisse – innovative Konzepte und Lösungen, Marktneuheiten, Geschäftsideen, potenzielle Geschäftspartner – z.B. durch Wikiinterne Kommunikationsprozesse anderen Mitarbeitern zugänglich gemacht werden. Wikis für Wissensmanagement in Organisationen assistieren bei der Analyse und Strukturierung von Prozessen und dienen dem Transfer von Informationen, Erfahrungen und Kompetenzen innerhalb eines Unternehmens. Mehr erfahren Sie unter https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-12521-9

Zur Wahrheit gehört auch, viele Unternehmen haben zwar die Chancen der sozialen Medien erkannt, aber die Risiken unterschätzt. Wer diesen Zustand ändern will, sollte Social Media-Guidelines in den Unternehmen einführen und sich dabei folgenden offenen Fragen stellen: Auf welche Weise nutzt Ihr Unternehmen die sozialen Medien? Welchen betriebswirtschaftlichen Schaden können private Posts und Recherchen im Netz während der Arbeitszeit anrichten? Gelten klare Regeln für den Umgang mit den sozialen Netzwerken (einschließlich rechtlicher Konsequenzen) und sind diese auf bestimmte Kanäle beschränkt? Dürfen Mitarbeiter Statements zu Ihrem Unternehmen im Internet verbreiten? Sind die Mitarbeiter befugt über die Art und Dauer der Nutzung sozialer Medien eigenverantwortlich zu entscheiden? Verordnet das Unternehmen gewisse Umgangsformen bei der Kommunikation, bspw. Respekt und Anstand gegenüber anderen Nutzern? Wird die private Nutzungsdauer der sozialen Medien innerhalb der Arbeitszeit reglementiert? Müssen Ihre Mitarbeiter in den sozialen Netzwerken immer ihren Klarnamen verwenden? Ist Kritik gegenüber dem Arbeitgeber im Internet erlaubt? Werden innerhalb der Social Media-Guidelines die arbeitsrechtlichen Pflichten konkretisiert? Werden die Guidelines rechtlich bindend eingeführt (als eine Ergänzung des Arbeitsvertrags) oder als bloße Handlungsempfehlung?