Psychologische Kriegsführung am Beispiel des Ukraine-Krieges
Von Prof. Dr. Alfred-Joachim Hermanni
Beim russisch-ukrainischen Konflikt ist eines offensichtlich: Politiker, Kriegsberichterstatter und Sachverständige jagen einer Schimäre nach, wenn sie in ihren Kommentaren lediglich davon sprechen, dass der russische Oberbefehlshaber einen „militärisch-strategischen Plan“ zur Eroberung des osteuropäischen Staates hat.
Faktisch ist es aber weitaus mehr, als dass mit Kriegswaffen ausgestattete Soldaten politische Ziele des Kremls verfolgen und militärisch um den Sieg und die Kontrolle eines Landes kämpfen. Der russische Präsident Wladimir Putin nutzt die psychologische Kriegsführung, um seine Intentionen möglichst erfolgreich umzusetzen, wobei er u. a. zu Mitteln wie „die öffentliche Lüge“ greift und Verbündete sowie das Staatsfernsehen in falsche Realitäten einbezieht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj versteht aber das Instrument psychologische Kriegsführung offensichtlich besser und wirkte bei den TV- sowie Video-Übertragungen rhetorisch deutlich professioneller und zeigte bei öffentlichen Auftritten wesentlich mehr Ausstrahlungskraft als der russische Präsident.
Man kann mit einigem Recht sagen, dass die Kriegsgegner Russland und Ukraine bewusst und unbewusst Maßnahmen der psychologischen Kriegsführung ergriffen haben, um informative Angriffsszenarien abzuwehren oder die eigene beziehungsweise fremde Bevölkerung zu beeinflussen. Von den westlichen Staaten verhängte Sanktionen, operative Militäraktionen und Hilfssendungen finden in diesem Kontext keine Berücksichtigung, da diese einstweilen bei der Beurteilung psychologischer Aspekte nicht von hoher Relevanz sind.
Die nachstehende Kurzanalyse liefert eine Einschätzung zu dem Stellenwert, zur Geschichte und zu den Aktionen bzw. Reaktionen der psychologischen Kriegsführung am Beispiel des Krieges in der Ukraine.
Psychologische Kriegsführung Prof. Dr. Alfred-Joachim Hermanni 18032022